Merkwürdig, daß manche Leute nicht hinschauen, bevor sie ihre Einsichten der Welt kundtuen. Im Harz gibt es kaum ein besseres Beispiel dafür als die Zuschreibung einer „Felspartie“ betitelten Skizze Caspar David Friedrichs zu einer Klippe bei Drei Annen Hohne, dem Trudenstein (Tour 19). Das Besondere daran ist, dass der Maler diese 1811 während einer Harzwanderung angefertigte Skizze1824 für einen Solitärfelsen im Mittelgrund seines Gemäldes „Der Watzmann“ verwendete.
Das Verwirrspiel begann vor 80 Jahren, als die auf der Zeichnung dargestellte Felspartie auf dem Erdbeerkopf lokalisiert wurde (Spitzmann 1933, S. 105) – der gar keine Klippe trägt. Nächster Kandidat war der Ahrensklint (Gynz-Rekowski 1974, S. 3), der völlig anders aussieht (zu beiden Orten führt Tour 16). Diese irrtümlichen Lokalisierungen wurden dann von anderen Autoren übernommen – selbst wenn sie nachweislich vor Ort waren.
Trudenstein 1811 (Caspar David Friedrich)
Trudenstein 1972 (Hans Riefenstahl)
Dabei wäre alles so einfach gewesen. Schon 1972 hatte der Ilsenburger Heimatforscher Hans Riefenstahl den Trudenstein zweifelsfrei als Vorbild für Friedrichs Zeichnung identifiziert und dies überzeugend anhand von Fotos nachgewiesen. Daß die Felspartie damals noch nicht von Wald umgeben war, erleichterte den Vergleich.
All dies ist in dem schönen, reich bebilderten Buch „Caspar David Friedrich im Harz“ (Dresden 2000; S. 60ff) von Herrmann Zschoche nachzulesen.